Ist Brot wirklich böse?

Brot macht dick, dumm und krank sowieso. Ähnliche Aussagen geisterten in den letzten Jahren immer wieder durch die Tiefen des Internets und der Medien. Ist Brot aber wirklich das Teufelszeug, als das es heute gerne dargestellt wird?

Eine Welle der Skepsis gegenüber Getreideprodukten schwappt in letzter Zeit aus den USA nach Europa. In Übersee erreicht die Getreidefeindlichkeit neue Dimensionen; Bücher mit plakativen Titeln wie “Dumm wie Brot” sind Bestseller. Doch stimmt wirklich alles, was in diesen Büchern geschrieben steht? Ist der hohe Brotkonsum in den USA z. B. verantwortlich für die grassierende Fettsucht?

Schaut man sich die Zahlen an, ist etwa der Brotkonsum in Deutschland höher als in den USA. Demanch müsste es in Deutschland mehr dicke Menschen geben. Das ist nicht der Fall. Genauso kann man Bestätigungen finden: Fakt ist nämlich, dass eine zu kohlenhydratreiche Ernährung langfristig zu zerebralen Erkrankungen führen und dick machen kann.

Es gibt auch anerkannte Krankheiten, die durch Getreidekonsum ausgelöst werden (Allergien, Zöliakie).

Andererseits werden zum Thema Getreidekonsum oft gezielt Halbwahrheiten und Übertreibungen verbreitet. Je beliebter und verbreiteter etwas ist, desto einfacher lässt es sich kritisieren. Resonanz und mediale Aufmerksamkeit sind garantiert.

Brot ist nicht der Teufel. Es kommt, wie so oft im Leben, auf einen bewussten Umgang an. Einen bewussten Umgang mit den Dingen, die wir täglich essen. Es macht einen Unterschied, was für eine Art von Brot ich esse. Weißbrot oder Produkte aus Weißmehl werden nicht zu unrecht als leere Kohlenhydrate bezeichnet. Das bedeutet, dass man davon nur Energie erhält. (Der Körper wandelt Kohlenhydrate sofort in Zucker um.) Alle gesunden Inhaltsstoffe des Korns sind in der Schale. Bei Weißmehl wurde die Schale aber entfernt, weshalb es keine Vitamine, Mineralstoffe, etc. enthält. Vollkornprodukte sind also gesünder.

Auch eine Rolle spielt die Verarbeitung. Je langsamer und sorgfältiger die Verarbeitung geschieht, desto besser. Echtes Sauerteigbrot bekommt z. B. ausreichend Zeit zur Fermentation. Während dieses Prozesses wird Gluten abgebaut, Aromastoffe entstehen und die Verwertbarkeit der Inhaltsstoffe steigt.

Interessantes gibt es auch für alle Paleo-Anhänger: Funde altsteinzeitlicher Werkzeuge in Italien, Tschechien und Russland zeigen, dass schon vor 30.000 Jahren eifrig gebacken wurde. Der vorgeschichtliche Homo sapiens hat also nicht nur gejagt und gesammelt, sondern auch gebackene Mehlprodukte hergestellt. Wer also wirklich eine Steinzeitdiät machen will, sollte Schinken nicht nur pur essen, sondern ihn auch einmal auf eine Scheibe Brot legen. (Link)

Panik ist unangebracht. Getreide ist, streng genommen, nicht ungesünder als Blattsalat, Brokkoli oder Birnen. Es kommt auf die Menge an, denn die Dosis macht das Gift. Zu viel Fleisch erhöht schließlich ebenso das Krebsrisiko wie zu viel Vitamin A.

Getreide ist eine Hauptquelle für B-Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Es hat also wenig Sinn, prophylaktisch auf Brot & Co. zu verzichten. Trotzdem schadet es nie, Abwechslung in der Küche zum Dogma zu erheben und experimentierfreudig zu sein.